Ein großartiges Gasshuku!
Auf eine tiefgehende, zusammenhängende Art und Weise unterrichtete das japanische Intructor-Dreamteam, Naka Sensei, Okuma Sensei und Takahashi Sensei, die große Gruppe der Teilnehmer vieler Nationen, unterschiedlichen Alters und verschiedener Voraussetzungen zum wiederholten Male in Tschechien.
Didaktisch-methodisch unglaublich geschickt verstehen es diese Senseis alle Trainierenden zu begeistern und zu Bemühungen zu motivieren, die jeden Einzelnen über sich hinaus wachsen lassen. Überschriften wie Den ganzen Körper für die Karatetechnik benutzen, Schnelligkeit entwickeln durch effektive Gewichtsverlagerung und Hanmi-Shomen-Bewegung, aber auch Intuitives Handeln mit starkem Herzen im Kumite leiteten uns durch drei Trainingseinheiten, die am Tag zu absolvieren waren, und es wunderte uns nicht, wenn Okuma mit Augenzwinkern sagt: „Of course it’s always the same!“
Natürlich folgten wir Naka Sensei mit unterschiedlichem Erfolg in das jeweils nächste Level des hüftbetonten Körpereinsatzes im Tsuki-Kihon und in der Kata Tekki Shodan oder ins Partnertrainingslevel. Und nicht allen gelang es wirklich, Sensei Takahashis Anspruch, in den Übungen, vor allem im Kumite, „relaxed“ zu bleiben, gerechtzuwerden… In Okuma Senseis Trainingeinheiten („Gyaku Zuki, of course!“) war es auch nicht einfacher.
Aber es zeigte sich, dass es keine Frage von Alt oder Jung, Amateur oder Profi, Talent oder eben nicht ist: Jeder, der sich bemüht, lernt sich zu verbessern, und zwar miteinander und durch einander.
Viele Partnerübungen mit Partnerwechsel z.B. ermöglichten ein solches Kennenlernen. Und aufmerksam Übende konnten viel über die Bedeutung der oft vernachlässigten Einzelheiten, wie der bewussten Atmung, der richtigen Verbeugung, der aufrechten Haltung, der von unnützen oder störenden Zusätzen befreiten energievollen Bewegung, erfahren. Immer wieder gaben die Senseis leuchtende Beispiele und veranschaulichten die Ideen durch genial deutliche Demonstrationen.
Mir persönlich gefiel besonders die in drei Einheiten zergliederte Übung zur Tekki Shodan, in der wir verschiedene Arten des für Naka Sensei so typischen Hüfteinsatzes übten. Angefangen mit dem Training der Kata im natürlichen Stand erprobten wir ambitioniert Sensei Nakas legendären Dubbletwist und trainierten, unsere Körper entsprechend der diagonalen Körperachsen rasch und effektiv um die eigene Körpermittellinie zu verschieben. Tag für Tag steigerte sich nun das Schwierigkeitslevel und es gipfelte darin, dass wir die Tekki mit einem sich selbst belebenden Fluß der Kombinationen übten, bei dem eine Technik aus der anderen hervorgebracht wird. An der Herausforderung, Unbalance zu beherrschen und Schwerkraft und Gegenschwerkraft auszunutzen, kann ich noch lange arbeiten! Wie auch immer, eine solche Tekki Shodan beginnt, meinen ganzen Körper herauszufordern und miteinzubeziehen.
Im letzten gemeinsamen Training mit allen Teilnehmern wurde die Aufgabe gestellt, Kata im Team zu präsentieren. Heian Kata – Bassai Sho – Chinte waren Wahlmöglichkeiten entsprechend der Graduierung, jeder Gruppe stand einer der Senseis zur Seite. Natürlich haben wir aufeinander geschaut, uns abgestimmt, nachgefragt, optimiert – aber vor allem haben wir wieder gemeinsam trainiert. Am Ende waren durchweg starke, kampfentschlossene, überzeugende Katapräsentationen zu bestaunen.
Nicht nur dieses Ergebnis war ein Erfolgserlebnis, die ganze Woche in ihrem nahezu reibungslosen Ablauf bleibt nicht zuletzt dank der gastfreundlichen, rührigen und bewährten Organisation von David Havlík und Richard Ruzicka und durch den unermüdlichen und kompetenten Einsatz der Übersetzer René Winkler, Roald Rex und Robert Lazerević ein unvergessliches Ereignis, bei dem ich spüren konnte, dass wir zur großen Familie des JKA Karate gehören.
Text: Katja Kosche
Bilder & Veröffentlichung: Carsten May