16.02.2013
Karlsruhe

Kumitelehrgang mit Sensei Detlef Krüger

 

Ein Kick für alle Fälle

Zum dritten Mal hat Sensei Detlef Krüger dieses Jahr einen Kumite-Lehrgang beim Karate-Dojo des Polizeisportvereins Karlsruhe gegeben. Und wieder hat er uns mit einem spannenden Programm überrascht. Ein Stapel Pratzen und Polster, verheißungsvoll am Rand des Dojos aufgereiht, machten neugierig und luden zum Ausprobieren ein. Es juckte uns in den Fingern (und Füßen), wir konnten das Training kaum erwarten.

Zunächst war jedoch die Mittelstufe dran, aber ohne Pratzen. Spannend wurde es trotzdem. „Den Jodan-Zuki könnt ihr mit Age-Uke blocken“, teilte Sensei Krüger gleich zu Anfang mit. Eine Formulierung, die all diejenigen kalt erwischte, die von einem Lehrgang strenge Vorgaben gewohnt sind. Denn „könnt“ bedeutet ja im Gegenteil, dass man eine Wahl zwischen mehreren Alternativen hat und diese auch selbstständig treffen muss.

Und so lehrte uns Sensei Krüger, mit welchen unterschiedlichen Techniken man einem Angriff begegnen kann, weil die gewohnte Technik in der Anwendung nicht immer die am besten geeignete Wahl ist. Anhand von Jodan, Chudan und Gedan-Angriffen übten die Karateka fleißig, abwechselnd die Bewegungsrichtung des jeweiligen Blocks mit der passenden Sabaki-Bewegung nach rechts oder links optimal einzusetzen.

Das Training baute Sensei Krüger methodisch und streng logisch durchdacht auf. Es hätte eigentlich ganz leicht sein sollen – aber dann ging es mit den gefürchteten Krüger-Variationen los, und schon traten die ersten Verwirrungserscheinungen auf. Im Roman Der Name der Rose verwandelt sich die nach mathematischen Prinzipien erbaute Bibliothek in ein Labyrinth mittels „Höchstmaß an Konfusion durch ein Höchstmaß an Ordnung“, eine Methode, deren Wirkung wir in ähnlicher Weise auch hier gründlich kennenlernen sollten. Aber schließlich war man ja zum Üben auf dem Lehrgang, und Sensei Krüger korrigierte immer wieder geduldig allzu individuelle Techniken.

Die optimale Bewegungsrichtung war auch Thema in der Oberstufe. Hier nahm Sensei Krüger Beintechniken als Grundlage.

Zunächst änderte der Angreifer seine Position und schritt im Uhrzeigersinn um den Verteidiger herum, der dann aus Zenkutsu Dachi, links vorne mit der für den jeweiligen Winkel passenden Fußtechnik „antworten“ musste: der Reihe nach Mae-Geri, Mawashi-Geri, Yoko-Geri, Ura-Mawashi-Geri und Ushiro-Geri. Die Makiwara, welche die Angreifer halten mussten, erlaubten uns jetzt, alles aus den Fußtechniken herauszuholen.

Auch hier fing Sensei Krüger zuerst mit einer Technik an, und die weiteren Techniken wurden nacheinander darauf aufgebaut. Schließlich gab es am Schluss des Halbkreises einen Beinwechsel, und wir durften die Techniken mit dem anderen Bein in umgekehrter Reihenfolge machen. Zu einfach? Also ura. Endlich kapiert? Na dann steigern wir halt die Geschwindigkeit.

Zumindest theoretisch hatten wir inzwischen die Übung begriffen, obwohl die Ausführung immer noch verbessert werden konnte. Aber Sensei Krüger ließ uns nicht zu Atem kommen: Jetzt musste der Verteidiger, wieder auf einen Impuls des Angreifers reagierend, selbst seinen Stand ändern und die dazu am besten passende Fußtechnik ausführen, in derselben Reihenfolge wie bei der ersten Übung. Es lebe die Konfusion. Aber Sensei Krüger ermutigte uns, immer weiter zu üben, und bald hatten wir uns mit der neuen Variante auch angefreundet.

Die Zeit verging wie im Flug, und am Ende waren die Karateka erschöpft aber zufrieden (und mit den ersten Anzeichen von Muskelkater behaftet, das intensive Training fordert halt seinen Tribut). Der Lehrgang nächstes Jahr ist bereits eingeplant, wir freuen uns schon darauf, dass Sensei Krüger uns wieder besucht!

 

Autor

Silke Neureuther
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