Das Dojo Hatsuun Jindo e.V. (JKA München) richtete dieses Jahr vom 25. bis zum 27.Oktober, anlässlich seines 10-jährigen Bestehens, einen Lehrgang mit Naka-Shihan (7. Dan, JKA) aus. Zu diesem reisten an die 200 Karateka nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus dem nahen und ferneren Ausland an. Beispielhaft seien da Karateka erwähnt, die aus Frankreich und Russland gekommen waren. Ein Karateka war sogar aus Israel gekommen, um am Lehrgang teilnehmen zu können. Da es in München auch eine große japanische Gemeinde gibt, waren natürlich auch einige Japaner da. Dementsprechend bunt war auch die Sprachenvielfalt, die man im und um das Training herum hören konnte. Doch egal, wo die Personen auch herkamen, während des Trainings machte dies keinen Unterschied. In insgesamt sieben Trainingseinheiten, in denen sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch übersetzt wurde, trainierten, staunten und lachten wir viel zusammen und schlossen neue Freund- und Bekanntschaften. Davon konnte uns auch der Münchner Verkehr am Freitagabend nicht abhalten, der aufgrund von Stau, Baustellen und Umleitungen für zahlreiche Verspätungen bei fast allen Anreisenden sorgte. Doch trotz diesen unerwarteten und zugegebenermaßen etwas holperigen Starts erlebten wir ein äußerst lehrreiches und spannendes Training zu den Katas Tekki I und Tekki II – für die zusätzlich geplante Tekki III fehlte dann leider die Zeit, obwohl die Trainingszeit noch etwas verlängert worden war.
Samstag und Sonntag ließen es sich viele Dan-Träger nicht nehmen, sowohl in der Unterstufen- als auch in der Oberstufeneinheit mitzutrainieren. Hin und wieder hieß es daher in diesen Einheiten auch, „Farbgurte an den Rand und einmal bei den Schwarzgurten zugucken“ – natürlich nicht ohne Hinweis an diese, nun „keine Fehler (zu) machen“. In besonderer Erinnerung ist dabei eine Kombination aus einer Einheit am Samstag geblieben, die Naka-Shihan nach und nach im Laufe des Trainings aufgebaut und uns üben lassen hat, bei der einem ob der Tritte, Tsukis und Wendungen der Kopf geraucht hat. Entsprechend groß war da der Ansporn, fehlerfrei durch die Kombination zu gehen. Geklappt hat dies leider nicht immer. Im Anschluss waren dann natürlich auch die Farbgurte gefragt, uns Dan-Trägern die Kombination zu zeigen. Als wir dann unerwarteter Weise dieselbe Kombination am Sonntag nochmal ausführen sollten, funktionierte diese dann erstaunlich gut. Mindestens genauso fordernd für den Kopf war es, sämtliche Heian-Katas ohne Pause sowohl normal als auch spiegelverkehrt auszuführen. Klappte Letzteres bei den ersten Heian-Katas noch recht gut, merkte man bei Heian Yondan und insbesondere der Godan doch sehr, dass bestimmte Techniken meistens nur mit rechts bzw. links ausgeführt werden. Noch beeindruckender war es dann anschließend, als man die jeweilige Kata nur mit einer Hand ausführen sollte und man Probleme beim Ausführen einer Technik bekam, die beidhändig eine Selbstverständlichkeit ist. Doch auch die Einheiten der Dan-Träger sollen nicht unerwähnt bleiben, in denen Naka-Shihan häufig mit kleinen, einfachen Zwei-Personen-Übungen die Auswirkungen einer korrekten Ausführung, Haltung und Konzentration auf die Schnelligkeit, Standfestigkeit und Durchschlagskraft zeigte. Nicht selten hat dies bei seiner Demonstration für einen kleinen Lacher gesorgt, wenn er einen gestandenen Karateka ohne viel Aufwand aus seiner Stellung schob und mit nur einer kleinen Veränderung an dessen Haltung diesen keinen Millimeter mehr bewegen konnte. Mag man anfangs dann noch etwas skeptisch gewesen sein, war es umso erstaunlicher, wenn das bei einem selbst und mit einem Partner ebenfalls funktionierte. Daneben lag ebenfalls im Fokus die Nutzung der Schwerkraft, um Schnelligkeit dazuzugewinnen. Mochte die Übung doch relativ einfach aussehen, so sind nicht wenige von uns etwas dran verzweifelt, weil auf einmal sämtliche Koordinationsfähigkeit abhandengekommen schien. Das Training mit seinen Inhalten war insgesamt äußerst beeindruckend und lehrreich und durch Naka-Shihans Art zudem auch unterhaltend und spannend. Es gab unglaublich viele Trainingsanreize und Anknüpfungspunkte, an denen man weiterarbeiten kann und möchte.
Doch auch abseits vom gelungenen Training war sehr viel organisiert worden. Im Anschluss an das Freitagstraining gab es eine kleine Überraschung für Naka-Shihan in Form eines Abendprogrammes, zu dem ein bekannter Taiko-Trommler namens Takuya Taniguchi eingeladen worden war. Für rund eine halbe Stunde spielte er auf verschiedenen Taikos und einer Koto – japanischen Trommeln und einem japanischen Zupfinstrument – mehrere Stücke, die er z. T. mit Gesang begleitete. Seine Art zu spielen war äußerst beeindruckend und mitreißend. Zwischen den Trainingseinheiten am Samstag/Sonntag, wo wir dank super Wetters auch vor der Halle viel Sonnenschein genießen konnten, versorgten die Veranstalter die ausgepowerten Karateka und die begleitenden Familienangehörigen mit Speis und Trank – am Samstag gab es sogar für jeden Teilnehmer ein original japanisches Bento. Sowohl für Freitag- als auch für Samstagabend waren Restaurants reserviert worden, sodass auch abends für das leibliche Wohl gesorgt worden war. Auch hier bot sich reichlich Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Zudem war ein Verkaufsstand für Gis, Jacken, T-Shirts etc. eingerichtet und ein Kalligraphie-Meister eingeladen worden, der die erworbenen T-Shirts nach Wunsch signierte.
Auch wenn die Fahrt nach München recht lang war – auch ohne Stau auf der Autobahn dauerte es mit Pausen rund acht Stunden! – hat sich der Besuch dieses Lehrgangs in jeder Hinsicht mehr als gelohnt und es bleibt nur übrig, Danke zu sagen für einen gut organisierten, gelungenen Lehrgang. Oss!