Zum vierten Mal in Folge rief das Dojo der Kampfkunstakademie Shirai Dormagen zum little Gasshuku auf. Was sich im ersten Veranstaltungsjahr 2014 noch wörtlich (合宿)genommen als ein kleines Treffen zum gemeinsamen Lernen mit Übernachtung darstellte, erfreute sich in den Folgejahren zunehmender Beliebtheit und sollte bald gar nicht mehr so „little“ sein.
Das Hauptaugenmerk der Veranstaltung liegt bis heute auf familiärer Atmosphäre und Gemeinschaftlichkeit. Es gibt keine Klassifizierungen in Gürtelgraden oder Alter. Beim little Gasshuku trainieren, lernen und harmonisieren alle miteinander. Die jüngsten Weißgurte treffen auf erfahrene Jukuren - Und das Beste ist: Es funktioniert! Die Basis hierfür liegt mitunter auch stets an der handerlesenen Auswahl der Trainer und Dozenten und dem stimmigen Konzept. „Uns liegt viel daran, Trainer und Dozenten zum Anfassen zu haben, die Ihre Erfahrungen und ihr Können individuell vermitteln können und auch nach dem Training bei einem regionalen Kaltgetränk noch zum Gespräch bereit sind, sich für den weiteren Verlauf des Gasshuku Zeit nehmen und sich einbringen.“ erklärt das Team um Nadine und Thomas Beu. „Es gibt doch nichts schöneres als alte Bekannte, Freunde und Visionäre der jeweiligen Karateepochen einmal im Jahr unter einen Hut zu bekommen und in unser Dojo einzuladen.“ Wie immer, -am Wochenende nach Pfingsten- begannen die Vorbereitungen für das Event.
Das Dojo an der nördlichen Grenze von Köln zu Dormagen wurde geschrubbt, das Buffet errichtet und die Nachtlager wurden vorbereitet. Pünktlich um 17:00 Uhr eröffnete am Freitagabend der Dojoleiter der Kampfkunstakademie Shirai die Veranstaltung und durfte das Zepter für den Abend an den Herforder Kumite-Spezialisten Detlef Krüger und Energietrainer Rego Preisendörfer aus Neukirchen-Vluyn übergeben, die bei den rund 40 Teilnehmern des Abends keine Langeweile aufkommen ließen. Nach dem Training konnte natürlich bei gemeinsamen DVD-Schauen, beim freien Toben und Trainieren im Dojo, oder bei einem isotonischen Getränk und reichhaltigen Abendessen in alter Manier gefachsimpelt und geschwoft werden. Gasshuku-Samstag ist bekannter Weise der Großkampftag des Events. Eine Menge Eindrücke und Trainings stehen stets auf dem Plan. Dieses Mal hatte Karateveteran Dino Di Girolamo die Ehre den Großkampftag zu eröffnen. Wie wir ihn kennen, hat er es sich nicht nehmen lassen, das wörtlich in die Tat um zu setzen und tat das Nötige um die Raumtemperatur an diesem sonnigen Tag rasch anhand von Bewegungsenergien in der Gruppe zu erhöhen.
Zum Mittag reiste das Licher Bewegungsgenie Ferdinand Jeske an, der bereits zum Inventar, also zur festen Besetzung des little Gasshuku gehört und seit der ersten Stunde als vielseitiger Trainer und Freund mit dabei ist. Aufgrund seiner Praxis und seines Wissens über die Physiologie des menschlichen Körpers wurden hier die spürbar effektiven Anwendungen der allgemein unterschätzten Varianten unserer karatespezifischen Empi-Techniken vermittelt.
Ein weiterer Gast des diesjährigen Events war aus Berlin angereist: Michael Ehrenreich, Buchautor und erfolgreicher Kumite-Kämpfer der 90er Jahre kam der Einladung von Thomas Beu gerne nach um im Rheinland zu gastieren. Ehrenreich war zur Zeit seines Studiums an der Sporthochschule Köln Kämpfer des Bushido Köln bei Horst Handel und brachte bei seinem Vortrag zum Thema Kampfgeist nicht nur wissenschaftliche Aspekte, sondern auch einige eigene Eindrücke aus dieser Zeit mit ein. Abgerundet wurde die theoretische Präsentation mit einem hitzigen und kumitelastigen Praxisteil. Neben weiteren gängigen Einheiten mit den Vereinstrainern Rego und Thomas war es Zeit für eine Kata-Einheit: Dino brachte der nach wie vor gemischten, aber keinesfalls weniger motivierten Gruppe die Kata Hangetsu näher. Stück für Stück setzte er die Shotokan untypische Kata für die Teilnehmer verständlich zusammen. Nach dem erneut durchaus reichhaltigen Abendessen durfte Ferdinand die Teilnehmer in den Abendstunden zu einem „Aktivvortrag“ zum Thema Kung Fu begeistern. Zwanglos wurden hier die Analogien zum Karate demonstriert und für alle Karateka neue,-bzw. ungewohnte Bewegungsabläufe einstudiert. Zufrieden, glücklich und geschafft konnte so auch der zweite Tag des Gasshuku abgeschlossen werden. Wohlwissend, dass ein weiterer ereignisreicher Tag folgen wird.
Sonntag wurde ein weiterer Gasttrainer erwartet. Nach einer Praxiseinheit zum Thema Wendungen und Rotationen mit Thomas, durfte Keigo Shimizu, welcher als Schüler von Naka, Okuma und Ochi regional bekannt und beliebt ist, die Teilnehmer mit seinen japanischen Einflüssen begeistern.
Natürlich dufte beim little Gasshuku die mittlerweile zur Tradition gehörende Budo-Akrobatikeinheit mit Ex-Stuntman Ferdi nicht fehlen. Immer wieder aufs Neue erkennt man hier als eingefahrener Karateka, dass es doch so vielseitige Bewegungsabläufe im Bezug auf unsere Kampfkunst gibt, wenn man die Betrachtungsweise ändert und sich auf etwas Neues einlässt. Hilfreich ist ein Akrobatik-Training auch in Hinsicht auf Bunkai-Vorführungen. Das Dojo freute sich, dass die Teilnehmer durchgehend motiviert blieben, so dass zum Schluß noch eine Bunkaieinheit der Tekki-Reihe durchgeführt werden konnte. Wie in jedem Jahr wird am Ende des little Gasshuku der Sieger des Contests gekürt. Der Teilnehmer, der es schafft, an allen angebotenen Einheiten des Wochenendes teil zu nehmen, dem gebührt der Gasshuku Pokal! Dieses Mal waren es acht begeisterte Karateka, die alle 15 (!) Einheiten erfolgreich absolviert haben. Bemerkenswert ist hier wieder die Altersspanne von 10 – 60+, was dafür spricht, dass alles möglich ist und das Konzept der Veranstaltung wieder stimmig war.
Das Dojo der Kampfkunstakademie Shirai ist sich einig, dass man im nächsten Jahr zur 5.Auflage nicht viel verbessern kann… Aber wir lassen uns überraschen: Little Gasshuku V findet am 25.-27.Mai 2018 statt.
Fotos und Eindrücke sind über die Hompage des Vereins oder auch auf Facebook zu finden.
www.shirai.de