Zweiter DJKB-Bundesstützpunktlehrgang Rhein-Main-Neckar am 11.04.2015
Der zweite DJKB-Stützpunktlehrgang Rhein-Main-Neckar 2015 fand am 11. April wie gewohnt im Karate-Dojo Groß-Umstadt statt. Dabei wurde von den beiden Trainern wieder das gesamte Spektrum des Karate abgedeckt, wobei der Fokus im Hinblick auf die bevorstehende Deutsche Meisterschaft primär auf dem Freikampf lag.
Das erste Training unter der Leitung von Sensei Andreas „A.J.“ Leitner war für die Karatekas besonders auf sportlicher Ebene eine hohe Herausforderung. Vor allem das hohe Tempo und die immer komplizierteren Kombinationen mit vielen Kizami- und Gyaku-Zukis erforderten eine große athletische Leistung. Bei den vielen aufeinanderfolgenden Fußtechniken - Mae-Geri, Mawashi-Geri und Ushiro-Geri - fiel es nicht immer leicht, eine korrekte Haltung zu bewahren. Die anschließenden Übungen am Partner aus Kamae erforderten eine hohe Aufmerksamkeit, da auch hier die Komplexität in den Kombinationen schnell anstieg. Die Übungen bestanden aus verschiedenen Zukis mit mehrmaligem Konter, der schließlich auch mit dem Fuß ausgeführt werden sollte. Nach wenigen Wiederholungen der jeweiligen Kombination ging es dann sofort in ein kurzes Randori über; danach wurde der Partner gewechselt und wieder mit der Kombination begonnen. Abschließend wurde nochmals mit unterschiedlichen Gegnern bis zum Ippon gekämpft, wobei der Kampf sofort beendet wurde, sobald ein Kämpfer den Punkt geholt hatte.
Nach diesem anstrengenden Training waren alle dankbar über das gute und reichhaltige Mittagessen, das wie immer vom Team des Dojos Groß-Umstadt bereitgestellt wurde. Die Pause konnte dazu genutzt werden sich vom Training zu erholen; außerdem hatte man die Möglichkeit sich auch mal mit Teilnehmern aus anderen Dojos zu unterhalten.
Anschließend wurde, neben einigen anderen organisatorischen Dingen, der Ablauf zum nächsten Stützpunktvergleichskampf in Oberviechtach von Sensei Christian Gradl gewissenhaft erörtert. Nun ging es sofort mit dem Training von Sensei Ekkehard Schleis weiter, der dieses Mal das Aufwärmtraining selbst übernahm. Da nach Sensei Ekkehard genügend Krafttraining und vor allem ausreichende Dehnung die Grundlage für eine saubere Technik darstellen, ließ er schon hier die Athleten ihre körperlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Ausnahmsweise wurde das Training dann nicht, wie sonst üblich, durch das obligatorische Grundschultraining eingeleitet, sondern aufgrund der bevorstehenden Deutschen Meisterschaft wurden zunächst die Kumite-Fähigkeiten der Karatekas in der Wettkampfsituation geprüft. Dabei fungierten Sensei A.J. und Sensei Ekkehard abwechselnd als Kampfrichter.
Um die für den Freikampf nötige Kontrolle und psychische Stärke zu schulen, ist nach Sensei Ekkehard die intensive Wiederholung der Grundschultechniken notwendig. Da die physischen Ressourcen begrenzt sind, kommt nach seiner Begründung genau dort, wo die körperliche Leistung nachlässt, die Psyche ins Spiel und nur mit hoher Konzentration kann die Bewegung dann noch korrekt ausgeführt werden. Diese Übung musste aufgrund des zeitlichen Rahmens leider vernachlässigt werden, so dass nur vorrangig Mae-Geri geübt wurden.
Beim Partnertraining mit vielen Kizami-Zuki, Mae-Geri und Gyaku-Zuki zeigte sich dann, dass es elementar ist, die Bewegungen immer exakt und mit hoher Konzentration durchzuführen, damit einem vom angreifenden Partner nicht die eigene Haltung genommen wird; denn dadurch bietet man nach Sensei Ekkehard beim Freikampf ein leichtes Ziel.
Um alle Disziplinen des Traditionellen Karate ins Training mit einzuschließen, wurde zum Schluss die oft etwas vernachlässigte Kata, die nach Sensei Ekkehard auch Kumite ist, geübt. Hier fiel seine Wahl auf die Kata Kanku Dai, bei der er – wie bei der Grundschule - sehr viel Wert auf einen tiefen Stand legte. Dies erklärte er damit, dass man nur mit ausreichender Beinarbeit dazu imstande ist, beim Kämpfen schnell große Distanzen zu überbrücken und flexibel auf den Gegner zu reagieren. Auch die freie Entfaltung sowie der kontrollierte Einsatz von Aggression mittels Kiai sollten beachtet werden.
Nach diesen fordernden Trainingseinheiten waren alle, sowohl die Kinder, als auch die Jugendlichen und die Erwachsenen, total erledigt. Die beiden Senseis hatten wieder eine gute Balance zwischen den sportlichen und mentalen Aspekten des traditionellen Karate gefunden.
Isabel Koltermann
Karate Dojo Sochin Wiesbaden