Am 19. und 20. Juli 2014 konnte das Karate Dojo Rotenburg (Wümme) Anika Lapp (4. DAN) für einen Lehrgang der besonderen Art gewinnen. “Karate im Fokus der Selbstverteidigung” war der Titel. Und so gestaltete sich auch das Programm. Am 1. Tag wurden die Kinder in 2 Trainingseinheiten motiviert, selbstbewusst aufzutreten. Das bedeutet auch ein klares Nein sagen zu können, wenn Erwachsene oder auch Gleichaltrige zu unterdrücken versuchen. Einige Kinder mußten immer wieder ermutigt werden, ihren Kiai kräftig "rauszulassen". Insbesondere bei Anfängern besteht doch oft eine große Hemmschwelle. In kindgerechten Bewegungsspielen wurden Koordination, Konzentrations- und Merkfähigkeit trainiert. Trotz sehr hoher Temperaturen hatten die Kinder sichtlich viel Spaß am Training und machten begeistert mit. Auch die Kindertrainerinnen und -trainer konnten so manche Anregung mit in ihr eigenes Training nehmen.
Anika Lapp hat eine umfangreiche Ausbildung bei der Polizei absolviert. Z.Z. befindet sie sich in Elternzeit. Der Beruf in Verbindung mit ihrem beeindruckenden Karate Do (mehrfache Vize-Weltmeisterin sowie mehrfache Deutsche Meisterin in verschiedenen Karate-Disziplinen) ermöglicht es ihr, umfassende Kurse in Selbstverteidigung für viele Personen- und Berufsgruppen anzubieten. Nicht nur für Karateka. Der Lehrgang beim Karate Dojo Rotenburg war eher eine “abgespeckte” Variante aufgrund der begrenzten Zeit. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Karate-Partner und guten Freund Jörn Tessmer (4. DAN ).
Die Erwachsenen erwartete ein umfangreiches Programm rund um das Thema Selbstverteidigung beginnend mit dem Bereich Wahrnehmung/Aufmerksamkeit (Zanshin – Geistesgegenwart/Wachsamkeit). Was passiert um mich herum? Nehme ich die Menschen um mich wahr? Erkenne ich gefährliche Situationen? Weiter ging es zum Bereich Selbstbehauptung: Herausgehen aus gefährlichen Situationen. Wie groß ist mein Persönlichkeitskreis? Das bedeutet: Wieviel Nähe lasse ich zu, bevor es unangenehm wird? Klare Ansagen an Personen, die in diesen persönlichen Kreis eindringen wollen. Verbale Abwehr mit erhobenen offenen (!) Händen. Möglichst Vermeidung von körperlichen Auseinandersetzungen. Und schließlich: die Selbstverteidigung. Und hier insbesondere Bunkai. Z.B. Tekki Shodan oder Heian Nidan. Wie kann ich meine Finger, Hände, Knie und Füße als effektive Waffen einsetzen? Unterschiede bei der Anwendung von Karate-Techniken im Training und in gefährlichen Situationen z.B. auf der Straße.
Am Sonntag, 20.07.14 rundete Anika mit einem Vortrag das Thema Selbstverteidigung ab, in dem sie die beim Training angerissenen Themen in der Theorie vertiefte und dazu viele Fragen beantwortete. Auch die rechtlichen Aspekte wurden erörtert: mit welchen Konsequenzen muss ich evtl. rechnen, wenn ich mich mit Karate verteidige? Aber auch ganz wichtig: wir haben mehr Rechte bei der Notwehr als viele denken.
Es war ein etwas anderer Karate-Lehrgang. Aber mit Sicherheit ein sehr interessanter. Viele der ca. 50 Teilnehmer bestätigten dies. Zwar waren die sehr hohen Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit ein Wermuts(schweiss)tropfen bei diesem Lehrgang. Die Erfahrungen und Eindrücke und die unglaublich freundliche, lockere und sehr kompetente Art von Anika Lapp haben das aber auf jeden Fall wettgemacht.